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Noch zu Lebzeiten hat der 1914 verstorbene Autor Siegried Lenz die Bühnenfassung seines 1968 erschienenen Romans genehmigt, in dem er Gehorsam, Pflicht und Schuld während der NS-Zeit thematisiert.

Ausgangssituation des 1968 erschienenen Romans bildet das Aufsatzthema „Über die Freuden der Pflicht“: Siggi Jepsen, Insasse einer Besserungsanstalt für Jugendliche, nimmt das Thema zum Anlass, über seine Erlebnisse im Dritten Reich als Sohn eines Dorfpolizisten in Schleswig-Holstein zu berichten. Der Vater hat den Auftrag erhalten, das Malverbot gegen den befreundeten Maler Ludwig Nansen, dessen Werke zwar international anerkannt sind, national als „entartet“ gelten, zu übermitteln und vor allem zu überwachen. Während der Vater seiner Pflicht unerbittlich nachgeht und Bilder konfisziert, hilft der Sohn Siggi dem Maler mit Erfolg, heimlich entstandene Bilder vor den Nachstellungen des Vaters zu retten. Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches führt der Vater die Bespitzelung des Malers besessen fort, Siggi hingegen entwickelt sich zum Kunstdieb, der 1954 gefasst, in die Besserungsanstalt gebracht wird und in dem besagten Aufsatz über sein bisheriges Leben reflektiert.

Interessant war die Umsetzung des Romans in eine dramatische Szenenfolge. Szenen der Gegenwart, in denen Siggi mit dem Direktor, einem Haftwächter und einem Psychologen seine Erinnerungen darlegt, wechseln sich ab mit Szenen, in denen in einer Art Rückblende die Familie Jepsen und der Maler agierten. Siggi Jepsen, die Hauptperson, dient als Verbindungsglied zwischen den verschiedenen Zeitebenen und kann so dem Zuschauer auch in der komprimierten Fassung die ideologischen Verstrickungen und individuellen Zwänge verdeutlichen.

Rita Firmke