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Nach einer zügigen Anreise im Doppeldeckerbus wurde zunächst ein recht eindrucksvoller Film über die Geschichte des Konzentrationslagers Dachau gezeigt, der die Entstehung, den Alltag im Lager und die Befreiung in ungeschöntem Realismus vermittelte.

Im Anschluss an den Film wurden die insgesamt 76 Schülerinnen und Schüler in zwei Gruppen aufgeteilt, die getrennt voneinander Führungen erhielten. Diese wurden durch speziell als Rundgangsleiter geschulte Lehrkräfte des Josef-Effner Gymnasiums Dachau durchgeführt. Beide Gruppen nahmen unterschiedliche Routen durch das Gelände, wobei es beide Rundgangsleiter sehr gut verstanden, den Lageralltag zu illustrieren. So mussten die Häftlinge täglich bei jedem Wetter auf unbestimmte Zeit auf dem Appellplatz stehen, bei Fluchtversuchen oft bis in die Nacht. Die oft völlig überfüllten Wohnbaracken mussten stets in perfekter Ordnung gehalten werden, wobei diese Ordnung in erster Linie der Schikane diente. Ausbrüche von Seuchen konnten angesichts der Überbelegung, der miserablen Verpflegung, der harten Arbeit und der völlig unzureichenden Kleidung der Häftlinge nicht dauerhaft verhindert werden. Hinzu kam die völlige Willkür der Wachmannschaften, der die Häftlinge schutzlos ausgeliefert waren. Schon kleinste Verfehlungen konnten mit schweren Schlägen, Essensentzug, „Baumhängen“ oder schwerer Bunkerhaft bestraft werden. In den Arrestbunkern gab es zwar Heizungen, diese dienten aber hauptsächlich als ein weiteres Folterinstrument der Wachmannschaften. Kein Wunder, dass es so mancher Insasse irgendwann nicht mehr aushielt und „in den Draht“ ging, um seinem Leiden durch die Erschießung „auf der Flucht“ ein Ende zu setzen.

Eine Erkrankung bedeutete ebenso den beinahe sicheren Tod. Die hygienischen Zustände waren auch in den Krankenrevieren katastrophal, zudem war hier die Heilung sicherlich nicht oberstes Ziel. Hier wurden grauenhafte – und zu großen Teilen medizinisch völlig wertlose – Experimente an Menschen durchgeführt, welche in letzter Konsequenz zumeist den Tod der Opfer nach sich zogen. Wer nicht mehr arbeiten konnte, war praktisch dem Tod geweiht.

Und doch gab es im perversen System der Konzentrationslager durchaus auch Häftlinge, denen es zumindest zeitweise besser ging. So verbrachte der Hitler-Attentäter Georg Elser einige Zeit in Dachau, wo er für einen späteren Schauprozess „aufbewahrt“ wurde. Er wurde relativ gut behandelt und erst kurz vor Kriegsende getötet. Auch die Funktionshäftlinge, häufig echte Verbrecher, konnten ein etwas besseres Leben führen.

Den Abschluss unseres Rundgangs bildete die Gaskammer, welche in Dachau jedoch nicht in großem Umfang in Betrieb genommen werden konnte. Anders stellt sich das benachbarte Krematorium da, wo die unzähligen Toten Häftlinge so lange verbrannt wurden, bis kein Brennstoff mehr verfügbar war. Hier schien die Temperatur direkt um einige Grad zu fallen. 

Philipp Bradl