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Auf Einladung der Stadt Vöhringen, die zudem die Auslagen für die Gage übernommen hat, war der in München lebende Schriftsteller und Kolumnist des Süddeutschen Zeitung Magazins Axel Hacke ins Wolfgang-Eychmüller-Haus Vöhringen gekommen, um aus seinem Gesamtwerk zu lesen.

Die Lesung eröffnete Herr Hacke mit Episoden aus „Das Beste aus meinem Leben“, Szenen, in denen er auf unterhaltsame Weise Erlebnisse mit Frau und Kind während eines Zeitraums von zehn Jahren beschreibt. In der letzten Episode thematisiert er als Vater eines Gymnasialkindes die leidvolle Begegnung mit dem ungeliebten Fach Mathematik, das ihm nun zum zweiten Mal die fachliche Auseinandersetzung in Form von Hausaufgaben abverlangt, obwohl er selbst als Gymnasiast Mathe gepaukt hatte, um nie wieder Mathe zu haben.

„Der weiße Neger Wumbaba“ besteht aus einer Sammlung von Missverständnissen beim Hören. Der Titel selbst ist das Ergebnis eines solchen Hörmissverstehens. Lautet doch die ursprüngliche Zeile des Liedes „Der Mond ist aufgegangen“ von Matthias Claudius „und aus den Nebeln steiget der weiße Nebel wunderbar“. An verschiedenen Beispielen zeigte Herr Hacke auf, dass das „Verhören“ gar nicht so selten ist und besonders beim deutschen Schlager häufiger vorkommt. Den Bogen der Missverständnisse weitete Axel Hacke auf Übersetzungsfehler aus dem Englischen bei Speisekarten aus, indem er z.B. unterhaltsam nachwies, wie es zu einem Gericht namens „Oberst von Huhn breitet sich drastisch in einer Weißweinsauce aus“ kommen konnte.

Zum Abschluss las Axel Hacke aus seinem erst kürzlich erschienen Buch mit dem langen Titel „Über den Anstand in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wir miteinander umgehen“.

Dem für manche verstaubten, aber nichtsdestoweniger aktuellen Begriff nähert sich Herr Hacke mit verschiedenen Beispielen aus dem Alltag an, die Rücksichtnahme auf andere Menschen belegen, selbst wenn dem Einzelnen nicht danach ist: Aufstehen in der Trambahn für Ältere, Krankenbesuch bei einem Freund, Anstellen in der Schlange trotz Eile… Nachhaltig fordert Herr Hacke Rücksicht auf die Rechte der Mitmenschen und Nachdenken über das eigene Verhalten hinsichtlich der Folgen ein.

Zudem bemängelt er die Verrohung des Umgangs in privatem und öffentlichem Bereich und warnt vor dem heute beleidigenden Ton in sozialen Medien, einem Ton, an den man sich bereits gewöhnt hat. Dies entbehre jeder Form des Anstands genauso wie das Verhalten der Verkehrsteilnehmer als Gaffer bei Unfällen.  

Die Lesung bot ein breites Spektrum aus dem Schaffen Axel Hackes und gab mit dem Reflektieren über Anstand einen ernsthaften Gedankenanstoß für jeden Zuhörer, sich mit eigenem  Verhalten auseinanderzusetzen. Die Schülerinnen und Schüler dankten mit langem Applaus.

Rita Firmke