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Wo und wie lebten die Juden, die während der NS-Zeit in die Konzentrationslager deportiert wurden? Dieser Frage gingen die Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen in der ehemaligen jüdischen Gemeinde Fellheim nach.

In Fellheim lebten zwischen 1670 und 1942 Juden, die 2015 teilrestaurierte ehemalige Synagoge und der jüdische Friedhof zeugen davon. 1942 wurden die letzten 14 Juden nach Theresienstadt in der Tschechoslowakei und Piaski in Polen deportiert und kamen dort um. Bei einem Rundgang durch den einst von Juden bewohnten Ortskern Fellheims erfuhren die Schüler von den ärmlichen Lebensbedingungen der jüdischen Hausierhändler und informierten sich in der ehemaligen Synagoge über die Schändung des Gebäudes während und nach der Reichspogromnacht am 9. November 1938 sowie dessen bauliche Zerstörung zwischen 1950 und 1953.

Aber auch die Teilrestaurierung und die heutige Nutzung des Gebäudes als Lern- und Veranstaltungsort waren Thema der Führung. Den Abschluss des Vormittags bildete ein Besuch auf dem jüdischen Friedhof, auf dem ein bewegender Abschiedsbrief von Isaak und Berta Einstein kurz vor ihrer Deportation im Juli 1942 an ihre Kinder und Enkel vorgelesen wurde. Das Fellheimer Ehepaar kam in Theresienstadt im Dezmber 1942 bzw. Januar 1943 um. Kein Fellheimer Jude kehrte 1945 nach Fellheim zurück. Ihre Spur verliert sich irgendwo im Osten. Neben Fellheim wurden auch alle anderen jüdischen Landgemeinden in Schwaben durch den Holocaust ausgelöscht, Spuren der einstigen jüdischen Vergangenheit sind aber in vielen Orten noch erhalten, wenn man weiß, wo man hinschauen muss. Die Schüler erlebten also an diesem Vormittag auch ein Stück Heimatgeschichte.

Christian Herrmann