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„Ist doch alles halb so wild! - zumindest je nach Perspektive“

Dieser vermeintliche Spaß, vermischt mit Häme und Spott, sowie Gewalt gegen das Eigentum anderer wird noch immer, vor allem unter Kindern und Jugendlichen, massiv unterschätzt - bis jede Hilfe zu spät kommt!
Das Thema (Cyber-)Mobbing ist aktueller denn je. Man könnte sogar den Eindruck gewinnen, dass es schon zum (traurigen) Schulalltag gehört. Aufgrund dessen fanden am Freitag, den 10. und 24. Januar ein jeweils dreistündiges Medienprojekt für die Klassen der achten Jahrgangsstufe statt. Durch StRin Nemeth–Grysko, OStR Tröndle und das tatkräftige Engagement von Polizeioberkommissar Mark Schmid von der Kriminalpolizei Neu–Ulm erhielten die Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe grundlegende Informationen über das Phänomen Mobbing. Dabei wurde zudem auf die willkürlichen Ursachen für das Ausgrenzen und Ärgern anderer eingegangen. Sie begegneten typischen Symptomen bzw. Warnsignalen (wie etwas Essstörungen, Depressionen, Flucht vor der Schule …), anhand derer man Mobbing erkennen kann, und lernten effektive Maßnahmen gegen Mobbing bzw. Cybermobbing kennen.
Die Schülerinnen und Schüler staunten nicht schlecht, als der Spezialist von der Polizei in einer großen Bandbreite von motivierenden Spielen die Gefahren und Risiken von Mobbing aufzeigte, ganz unterschiedliche Formen der Gewalt mit den ihnen erarbeitete und die Tatsache offenkundig machte, dass man an Mobbing auch indirekt durch Lachen, Anfeuern, Emojis oder Ignorieren beteiligt ist. Mobbing passiert demnach nicht, sondern wird als ein soziales Phänomen von den sogenannten Duldern, die die Bühne des Ganzen bilden, im wahrsten Sinne des Wortes ermöglicht.
Als besonders effektive Methode erwies sich dabei neben dem Bewegungsspiel Tornado, welcher die klassenübliche Sitzordnung neben den „best friends“ durcheinanderwirbelte, die sogenannte Gewaltskala, bei der die Schülerinnen und Schüler beschriftete Kärtchen, wie z. B. „Autolack zerkratzen“, „Graffiti auf Wände sprühen“, „jemanden ins Gesicht schlagen“, „einen Polizeibeamten Bulle nennen“, „ in der Schule schwätzen“ auf einer Skala von 1 bis 100 einordnen mussten. Sehr schnell erkannten diese, dass die Ansicht, wann Gewalt vorliegt, sehr unterschiedlich sein kann. Zum einen legt dies die spezifische Situation bzw. Personenkonstellation fest. Zum anderen aber wird die Gewaltdefinition AUSSCHLIESSLICH vom Betroffenen festgelegt. Der Betroffene/Leidende hat eine gänzlich andere Perspektive als die Täter bzw. Unterstützer und findet eben nicht alles halb so wild! Oft lacht der Betroffene nur aus Hilflosigkeit mit, ist aber zutiefst verletzt!
Wie den mitunter erstaunten und betroffenen Reaktionen der Schülerinnen und Schüler am Ende so mancher Einheiten (wie beispielsweise die in sich geschlossenen Kleinkreisen, die niemand Neuen in der Gruppe haben wollen) zu entnehmen war, war diese dreistündige Anti-Mobbing-Schulung eine sinnvolle und gelungene Aktion, die nicht nur für die Thematik an sich sensibilisiert, sondern auch so manche bis dato „blinde“ Augen für den Nächsten geöffnet hat. Denn wenn jeder ein klein wenig auf den anderen achtet und so auch auf Veränderungen aufmerksam wird, kann zukünftig jeder ein kleines Stück dazu beitragen, dass es jedem in der Schulfamilie gut geht. Jeder Einzelne soll ohne Angst und mit viel Freude in die Schule gehen können!
Markus Tröndle und Cornelia Nemeth-Grysko